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Börsencrash – mein größter Fehler an der Börse

Börsencrash – mein größter Fehler an der Börse

Aktien Crash mein groesster Fehler an der Boerse

Heute geht es im dritten Teil meiner kleinen Artikelreihe, um meinen größten Fehler an der Börse und wie mich der Börsencrash erwischt hat. Eigentlich wollte ich bereits im ersten Teil darüber berichten, doch der Artikel, warum ich Aktien scheiße suboptimal (Teil 1) finde, hatte plötzlich einen ganz anderen Inhalt.
Ein paar Leser haben meine Warnung nicht verstanden und ich habe seitenlange E-Mails erhalten, warum Aktien das Non-plus Ultra sind. Natürlich darf jeder so investieren, wie er es für richtig hält. Meiner Meinung nach werden aber Aktien aktuell, von vielen, als Allheilmittel und die Wunderwaffe schlecht hin angepriesen.

Die „gefährliche“ Seite von Aktien, wird aktuell eher weniger beleuchtet. Warum auch? Seit 2009 geht alles steil nach oben. Daher fand und finde ich einen Artikel, der das Thema Aktien auch mal kritisch beleuchtet, wichtig!
Im zweiten Teil habe ich daher versucht, meine lange Börsenerfahrung etwas detaillierter zu Beschreiben und darüber berichtet, wie ich zur Börse kam und was Dotcom und BTX war (Teil 2). Der zweite Teil unterstützt den ersten Teil in vielen Argumentationen und Beispielen. Schließlich habe ich die beiden Börsencrashs im Jahr 2000 (Dotcom) und im Jahr 2008 (Finanzkrise) mitbekommen. Der Artikel erzählt meine Geschichte und hatte dann leider auch keinen Platz mehr, sich mit meinem größten Fehler an der Börse zu beschäftigen.

Aber jetzt! Ganz ehrlich!

Mein größte Fehler an der Börse

Viele würden sagen, mein größte Fehler war, dass ich nach der Dotcom Blase bis fast 2013 an der Börse nicht wirklich viel investiert habe. Nach der Dotcom Blase 2001, war ich 20 Jahre alt, war voll im Studium und das wenige Geld, was ich hatte, wollte auch mal ausgegeben werden. So finanzierte ich mir z.B. lieber ein Auto und schätzte meine mobile Flexibilität.
Zudem war ich damals im DVD und Kino Fieber. 1999 brachte die DVD endlich Filme digital in hervorragender Qualität mit vielen Extras ins Haus. Ja, damals war die DVD noch hervorragende Qualität.

Über wenige Jahre sammelten sich eine Unmenge von DVDs bei mir an. Rückblickend eine wahre Geldvernichtung. Ich kann mich noch an viele Titel erinnern, die mich damals noch 50-60 DM (DM, das waren die Deutsche Mark. Damals konnte man noch mit einem „Fufziger“ einkaufen und eine Familie satt bekommen 😀 ) gekostet haben.
Damals war ich noch jung und naiv und kaufte für viel Geld DVDs.

Aber ich schweife schon wieder ab.

Wie du auch mit Fonds an der Börse dein Geld verlieren kannst

Kommen wir nun zu meinem tatsächlich größten Fehler an der Börse. Hierfür knüpfe ich direkt an Teil 2 an.

Meine Mutter konnte Ende 1999 schon auf ein paar Jährchen Börsenerfahrung zurückblicken und lernte schnell, dass wir Kinder anders von der Börse profitieren sollten. Meine Mutter hielt sich anfangs an bekannte und solide DAX Werte. Lufthansa, Siemens und BASF waren so Kandidaten, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Mit den Jahren wurde aber auch immer mal wieder mit unbekannten Titeln spekuliert und es kamen immer mehr ausländische Titel ins Depot.

Wir Kinder wurden auf Fonds getrimmt. Lange Jahre besparte ich einen Technologie- und einen DAX Fonds.
Im Jahr 1999 kam dann plötzlich China in den Fokus meiner Mutter. Zwei Dinge sind mir im Gedächtnis geblieben.

  1. 2000 war in China das Jahr des Drachen, das fand meine Mutter irgendwie ganz toll, da der Drache wohl für Kraft und Aufschwung stehen sollte. Ich vermute diese Weisheiten, hatte sie aus irgendwelchen Börsenmagazinen.
  2. Meine Mutter erfuhr zudem, dass der Fonds Nordasia.com aufgelegt werden sollte und dieser genau in China investierte.

Ich hoffe, ich bekomme das jetzt noch korrekt zusammen. Der Fondsmanager, der den Nordasia.com Fonds auflegte, war ein sehr erfolgreicher Fondsmanager. Der hatte wohl bereits Fonds aufgelegt, die mit mehreren hundert Prozent durch die Decke gegangen sind. Meine Mutter war auf jeden Fall absolut Feuer und Flamme für das Teil. Dieser Fondsmanager und dann auch noch das Jahr des Drachen, das Teil musste einfach voll abgehen. Die Chinesen würden jetzt eine Weltmacht werden.

2000 begann das Ende

Meine Mutter löste Großteile ihres Depots auf und investierte in den Nordasia.com Fonds. Am 03.01.2000 kam der Fonds dann, zum Kurs von 100 Euro raus. Natürlich war auch ich mit dabei, mein ganzes erspartes Geld wurde investiert. Es sollte der Grundstein meines Reichtums werden.

Das Teil startete wie eine Rakete. Bei 100 Euro ging es los und man konnte dem Fonds täglich beim wachsen zuschauen.

Der Kurs stand bei 110 Euro nach nur wenigen Tagen. Meine Mutter bekam natürlich Schnappatmung. Weitere Mittel wurden aus dem Depot liquide gemacht und der Nordasia.com Fonds nachgekauft.

120 Euro war das nächste Ziel. Jetzt wurde selbst die Friseurin meiner Mutter ganz wuschig geredet in China zu investieren. Meine Mutter hatte Blut geleckt und fing an die Top-Positionen des Fonds selbst als Einzeltitel nachzukaufen.

Wenn schon reich werden, dann doppelt reich werden! Warum der Fondsgesellschaft unnötig Gebühren in den Arsch blasen. Selbst ist die Fondsmanagerin!

1. Mrd. – Was soll schon schiefgehen?

Ich „durfte“ sogar selbst eine Aktie kaufen, und zwar wanderte China Online in mein Depot. Die Telekom Chinas (Alleine das hätte schon Warnung genug sein müssen). Über 1 Mrd. Chinesen wollten ins Internet und wir wollten davon profitieren. Was soll bei 1 Mrd. schon schief gehen?

Und es ging weiter steil nach oben. 130 Euro nach nur, was war es? ein halbes Jahr? Einfach der Hammer! Bei uns zu Hause herrschte Partystimmung. 30% Rendite!! Ein Hoch auf die Chinesen.

Zeitgleich gingen die ersten Schwankungen und Problemchen im Neuen Markt los.
Meine Mutter war natürlich hell auf begeistert. Alles Richtig gemacht.

Feierstimmung machte sich breit
Feierstimmung machte sich breit

Am Ende wird gezählt!

Irgendwo bei knapp über 130 Euro war der höchste Stand erreicht. Danach kannte der Fonds nur noch eine Richtung.

Richtung Keller.

Steiler gen Süden als der HSV!

Genauso schnell wie es nach oben ging, ging es nun wieder nach unten.
Bald waren wir wieder bei den 100 Euro Ausgabekurs.

Verteile das Fell eines Bären erst, wenn er tot ist!

Ernüchterung machte sich breit. Wollen die Chinesen keine Technologie? Warum gehen die nicht ins Internet? Warum? Was haben die nur?
Plötzlich wurden zu Hause viele Fragen gestellt. Was haben diese Chinesen denn nur?

Bald war man bei 80 Euro. Dann bei 50 Euro. Himmel hilf!!!
Das schöne Geld einfach so halbiert!

Ich möchte hier anmerken, dass es sich um einen Fonds handelt. Der Kurs des Fonds hatte sich halbiert! HALBIERT! Innerhalb eines Jahres! Die nachgekauften Einzeltitel meiner Mutter zog es teilweise noch viel tiefer in die Tiefen. Also so richtig tief – Kevin Spacey ist nicht so tief gefallen.

Bald schaute man gar nicht mehr nach dem Kurs. Pure Enttäuschung machte sich breit. So viele tolle Jahre an der Börse gehabt und nun?
Was machen diese Chinesen nur für komische Sachen?

Mein erster Pennystock

Der großer Hoffnungsträger „China Online“ wurde über die Jahre zum Pennystock Titel. Hier wurden, glaube ich, mehr als einmal die Aktien zusammengelegt, damit der Kurs überhaupt noch im Cent Bereich lag. Ich hatte mir ja Beträge mit vielen Nullen gewünscht, keine Frage. Ich dachte nur, die Nullen stehen nicht gleich alle vorne.

Warum geht da drüben nur niemand online?

Es war die Zeit von vielen Tränen bei meiner Mutter. Blankes Entsetzen. Wie kann sich Geld einfach so schnell in NICHTS verwandeln?
Natürlich hatten wir noch Glück im Unglück. Meine Mutter hatte mehr als einmal die Aktiengewinne rausgezogen. Viele Urlaube und auch das letzte Familienauto wurden quasi erst aus den Gewinnen der Börse ermöglicht. Ein Trost, sicherlich.

Meine Mutter hatte ihre Hausaufgaben gemacht und nur Geld investiert, was nicht an anderer Stelle gefehlt hat. Daher ganz wichtig, sich mindestens 5 Fragen zu stellen, bevor du anfängst dein Geld zu investieren!

Aber trotzdem Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn du Sahne darauf sprühst.

Und nun? 50 Euro war harter Tobak. Was sollte man nur tun?

Was hat man denn in so einer Situation? Hoffnung! Ja, wir hofften. Wir hofften auf einen Aufschwung! Wir hofften, die Chinesen würden es bald reißen.

Wir setzten auf Buy and Hold – es wird bald besser. Es musste besser werden. Einfach abwarten und Tee trinken. Schließlich hatte sich der Kurs schon halbiert. Minus 50%. Was soll dir da schon passieren?

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Ein Börsencrash kennt kein Ende

Doch dann stand der Kurs plötzlich bei 40 Euro.

Bevor man irgendwas machen konnte, waren es nur noch 35 Euro. Und so fiel und fiel der Kurs einfach weiter. Jeder sollte das machen, was er am besten kann. Unser Fonds konnte fallen, also ging es weiter.
-30 Euro
-25 Euro
bis runter auf 20 Euro!! 20 Euro! In Worten: ZWANZIG!

Börsen Crash wie ein Fonds Verluste machen kann
Börsencrash – wie auch ein Fonds Verluste machen kann

Der Kurs kam tatsächlich bei 20 Euro an. Von 130 Euro auf nunmehr 20 Euro. Da soll nochmal Jemand was gegen Kryptowährungen sagen.

Braucht Jemand noch ein detailliertes Stimmungsbild meiner Mutter?
Ich bekomme schon gar nicht mehr raus, wo ~2003 der absolute Tiefstpunkt war. Ich glaube, es waren so um die 17 Euro.

Nach sechs Monaten hatten wir erst 30% plus und nach gut 2-3 Jahren waren wir am Arsch.

Von 100 Euro auf 17 Euro innerhalb von 3 Jahren. Der Schock saß tief. Meine Mutter war geheilt. Das Kapital erst mal gebunden. An einem seidenen Faden hängend, der sich Buy & Hold nennt. Buy and Hold wurde bei uns zum wortwörtlichen Buy and Hope (and Pray bitte nicht vergessen!).

Bloß nicht anfassen, es könnte kaputt gehen.

Der Börsenaufschwung nahm uns nicht mit

Ja, 2003 war dann das Ende der Aktivität an der Börse.
Auch der anschließende Aufschwung interessierte den Fonds so überhaupt nicht. Die 50 Euro Marke blieb völlig unerreichbar.

Irgendwann habe ich mein Depot bereinigt. Für ein paar Cent habe ich über 1000 China Online Aktien verkauft, ungelogen, der Gesamtwert meiner 1000 China Online Aktien hatte nicht einmal, die Verkaufsgebühren decken können.
Nicht dass ich eh schon mein Geld verloren hatte, ich musste auch noch Geld bezahlen, dass ich den Scheiß nicht mehr in meinem Depot mit ansehen musste.
Den Nordasia.com ließ ich aber als absolute Warnung im Depot liegen. Niemals wieder Börse!

Erst nach unserem Hauskauf 2012-2013 habe ich wieder begonnen mich mit der Materie intensiver zu beschäftigen. Natürlich großes Lob an den Finanzwesir, der mir das Thema ETFs näher brachte. Seine Beiträge zu ETFs haben mich wieder zurück in die Spur gebracht 😉

Der Nordasia.com hat ganze 14 Jahre gebraucht um wieder die Marke von 50 Euro zu knacken.
Im Januar 2018, also nach 18 Jahren (Jahre! Nicht Tage oder Monate) war der Höchststand von 77,65 Euro erreicht, der höchste Stand seit dem Crash.

Soviel zum Thema Buy & Hold. Vielleicht bekommt jetzt mein Artikel: Warum Buy and Hold gefährlich ist einen neuen Sinn?

Nun hoffe ich, dass meine letzten beiden Artikel Aktien scheiße suboptimal (Teil 1) und Wie ich zur Börse kam und was Dotcom und BTX war (Teil 2). mehr Sinn für dich ergeben und meine Beziehung zu Aktien nun verdeutlicht ist. Nicht nur Aktien, sondern auch Fonds können dich ganz schön in die Scheiße reiten!

Ich hoffe nun seit 19 Jahren auf ein glückliches Ende. Aktuell liegt der Kurs bei 76 Euro. Ich schätze ganz optimistisch, dass ich vielleicht in den nächsten 18 Jahren ins Plus kommen könnte.

Von dem Gewinn gehe ich dann ganz schick Ente süß-sauer essen und knalle mir die Birne mit Pflaumenwein weg.

Die Frage ist nun, was mache ich dann? Ideen bitte in den Kommentaren festhalten, damit ich diese in 18 Jahren wieder finde! Danke.


Bereits im letzten Artikel wurde ich gefragt, warum ich bei einigen Angaben nicht einfach meine Mutter fragen würde. Auch die Frage, ob ich mit meiner Mutter nicht ein Interview machen könnte kam auf.
Leider ist meine Mutter 2012 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben, kurz nach ihrem 60. Geburtstag. Meine Mutter wäre natürlich jetzt ein optimaler Fundus an Erfahrung. Wahrscheinlich hätte sie ihren eigenen Finanzblog und würde mir die Ohren lang ziehen, dass ich in P2P Kredite investieren.

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  • Toller Artikel – ehrlich und extrem humorvoll. Ich musste herzlich lachen und ich denke du kannst es mittlerweile auch, auch wenn dir damals nicht so zu Mute war.

  • Inzwischen hat sich der Fonds ja doch zu neuen Höhen geschwungen. So schlecht fährt man meist nicht, wenn man Geduld hat. Kann halt schon mal 20 Jahre dauern

  • Anbei verlinkt ein Interview aus dem Jahr 1998 mit dem damals noch bekannteren, im Jahr 2006 verstorbenen Industrieerben und Milliardär Friedrich Karl Flick. Dieses Interview habe ich damals gelesen und mich gewundert daß er scheinbar mit so wenig Rendite zufrieden ist. Wobei eine Nachsteuerrendite von 4% damals einer Rendite vor Steuern und Inflation von ca. 9% bedurfte. Er hatte zu dieser Zeit ein Portfolio von 45% Aktien (45% Amerika, 50% Europa, 5% Asien), 45% Anleihen und 10% Immobilien. Im Grunde war er damit noch etwas konservativer aufgestellt als der norwegische Pensionsfonds. Ähnlich wie beim norgewischen Pensionsfonds werden die zinssenkungsbedingten Aufwertungsgewinne der Anleihen einen großen Teil der Kursverluste des Aktienteils während der Dot–Com Krise von 2000 bis 2003 wett gemacht haben. Interessant ist ferner daß er als privater Investor nichts mehr mit der damaligen Fusion von Daimler und Chrysler zu tun haben wollte: „Außerdem setze ich nicht zuviel auf eine Karte, sondern streue mein Geld lieber weltweit auf verschiedene Branchen und Märkte.“ Der etwa 10 Jahre ältere Chrysler – Investor Kirk Kerkorian war damals ungefähr ähnlich reich wie Friedrich-Karl Flick hat aber durch die Finanz- und Wirtschaftskrise später ungefähr 70% seinen Vermögens verloren und konnte diesen Verlust bis zu seinem Tod nicht wieder aufholen. Den tiefen Sinn in einem solchen Depot habe ich erst in den Jahren danach verstanden. Wahrscheinlich werden die Vermögensverwalter von Friedrich Karl Flick weder die Telekomaktie noch Neue-Markt Werte gezeichnet oder erworben haben. Und falls doch nur als riskante Beimischung mit niederem Anteil. Das ist vergleichbar wie die ersten Indexfonds in Amerika bereits vor 50 Jahren für Pensionskassen eingeführt wurden weil schon damals unter Fachleuten bekannt war daß es aktiv verwalteten Fonds nach Kosten überwiegend nicht gelingt die Rendite marktbreiter Indizes zu übertreffen.

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