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2 Gründe warum die „Buy and Hold“ – Strategie gefährlich werden kann

2 Gründe warum die „Buy and Hold“ – Strategie gefährlich werden kann

Die Buy and Hold Strategie und die Risiken

Auf vielen Webseiten, die sich mit Aktien beschäftigen, kannst du von der „Buy and Hold“ Strategie lesen. Der Kern der „Buy & Hold“ Strategie ist es, Aktien im Allgemeinen langfristig zu halten. Aber wie sicher ist das Vorgehen? Kannst du wirklich durch langes halten von Aktien verluste aussitzen?

Willst du die Risiken von Buy & Hold kennenlernen?

In diesem Artikel wirst du eine neue Sichtweise auf die „Buy & Hold“ – Strategie bekommen. Ich zeige dir anhand von Beispielen, das die Strategie Kaufen & Halten nicht immer zielführend ist!

Beim Aktienkauf entscheidest du dich für ein langfristiges Investment, weil du von dem Unternehmen überzeugt bist und du eine langfristig stabile bzw. positive Entwicklung sieht. Die Buy and Hold Strategie ist nicht für Spekulanten. Denn jeder kennt die Börsenweisheit „Das hin und her macht Taschen leer“.

Daher ist an dieser Strategie erst mal nichts falsch. Du willst ja gar nicht spekulieren, wenn du dich für diese Strategie entscheidest.

Um alle Leser abzuholen, die noch nichts von der „Buy & Hold“ Strategie gehört haben, will ich die Aktien-Strategie einmal kurz zusammenfassen.

Was bedeutet Buy & Hold bei Aktien?

Bei der Buy & Hold Strategie ist das Ziel das Investment langfristig zu sehen und die Anlage lange zu halten. Buy & Hold ist bei Aktien sehr beliebt. Die Idee dahinter gilt aber für jede Geldanlge – z.B. auch für Immobilien.

Durch das langfristige Halten sollen zusätzliche Transaktionen (Kauf/Verkauf) vermieden werden, dadurch soll der Ertrag weiter gesteigert werden.

Durch das langfristige Halten sollen zusätzliche Transaktionen (Kauf/Verkauf) vermieden werden, dadurch soll der Ertrag weiter gesteigert werden.

Zudem soll die „Halten“-Phase (Hold) dafür sorgen, dass ein Investor nicht beim nächsten Kursrückgang (in Panik) schnell wieder verkauft. Die Investition, meistens sind es Aktien, soll langfristig gehalten werden. Dadurch soll der Investor Kursrückgänge „aussitzen“ und auf steigende Kurse warten.

Irrglaube Nr. 1: Buy and Hold ist eine passive Aktien-Strategie

Ich sehe bei der Buy and Hold Strategie aber einen sehr gefährlichen Aspekt. „Buy and Hold“ wird oft mit „Passiv Investieren“ zusammengebracht.
„Passiv Investieren“ ist wie „finanzielle Freiheit“ ein Buzzword.

Was heißt „Passiv“? Das Wort „Passiv“ vermittelt den Eindruck, hier habe ich nicht viel zu tun – wie beim passiven Einkommen. Auf den ersten Blick passt das auch schön zu „Buy and Hold“. Ich kaufe und halte. Beim „halten“ habe ich nicht viel zu tun, ich soll es ja nicht schnell wieder verkaufen. Was sollst du also mit der Aktie zu tun haben?

Und genau hier liegt der Hund begraben. Gerade für Einsteiger und Anfänger ist das eine große Gefahr. Diese Annahme macht schnell aus einem „Buy and Hold“, ein „Buy and Forget“. Kaufen und vergessen. Und das kann richtig wehtun. Denn nicht jeder Kursverlust kann durch ein einfaches Warten ausgeglichen werden. Das hat die Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt. Aktien sind alles, aber keine passive Anlageart. Wer Aktien in seinem Portfolio hat, der sollte die Unternehmen dahinter verfolgen und ihre Entwicklung genau beobachten

Aktien sind keine passiven Produkte!

Eine Aktie, egal, mit welcher Strategie du sie gekauft hast, wird NIEMALS zu einem passiven Anlageprodukt. Egal was man dir versprochen hat!

Auch wenn eine Firma die letzten 20 Jahre super gelaufen ist, das garantiert dir keiner für die nächsten 20 Jahre. Nicht mal für die nächsten 2 Jahre! Die historische Entwicklung darf nicht als zukünftige Entwicklung gesehen werden.

Geschäftsfelder unterliegen einem Wandel, technologischer Fortschritt kann einen überholen (siehe Nokia), Skandale können ein Unternehmen in den Abgrund reißen (siehe Wirecard) und und und.

Nicht alle Aktienkurse erholen sich - Buy and Hold Strategie
Nicht alle Aktienkurse erholen sich – Buy and Hold Strategie

„Buy and Hold“, ist daher keine passive Aktien-Strategie. Du musst vielleicht nicht täglich in dein Depot schauen. Vielleicht auch nicht wöchentlich. Aber eine „Buy and Forget“ Strategie kann sehr gefährlich werden.

Du solltest dein Depot regelmäßig überwachen. Verfolge die Presse über das Unternehmen. Lies dir den Geschäftsbericht durch! Wenn du das nicht möchtest, suche nach Pressemeldungen und Zeitungsartikeln über diesen Bericht. Verfolge die Marktentwicklung. Beobachte die Käufergruppen. Behalte Konkurrenten im Auge. Das sollten übrigens auch alle Freunde der Burggraben Strategie tun, denn ein Burggraben kann auch mal verloren gehen.

Irrglaube Nr. 2: Jeder Aktienkurs steigt auch wieder!

Wenn du beim Lesen nun gedacht hast, „Buy and Hold“ wird gemacht, weil jeder Kurs auch irgendwann wieder steigt, dann muss ich dich enttäuschen.

Wir sind hier nicht beim Märchenonkel und auch nicht auf dem Ponyhof. Gerade jetzt gibt es in Facebook-Gruppen echt lustige Diskussionen über die Lufthansa oder die Reederei-Aktien.

Nicht jede Aktie wird nach dem Sinken wieder auf alte Höhen zurückfinden! Das kann mit einem ETF auf den MSCI World funktionieren – nicht aber mit Einzeltiteln. Ich persönlich habe sogar seit 20 Jahren einen Fonds im Portfolio, der bis heute nicht zum Ausgabekurs zurückgefunden hat. Und das mit einem Fonds – der ähnlich wie ein ETF – in mehrere Aktientitel investiert und sogar noch aktiv von einem „Profi“ gemanagt wird.

Dass du, alleine durch die Zeit, jeden Kursverlust aufholen kann, ist absoluter Bullshit. Schau dazu auch mal in meinen Artikel „Warum ich Aktien Scheiße finde“ – dort zeige ich dir viele Beispiele.

Leider gewinnt oft der Bär beim Buy & Hold

Wer durch Zeit Kursverluste reinholen will, der sollte sich eher ETFs auf große Indizes anschauen. Aus der historischen Betrachtung gilt das für ETFs auf große Indizes! Es gilt aber nicht für einzelne Aktien!

Natürlich bedeutet nicht jeder Kursverlust gleich Panik. Genau darum geht es ja bei „Buy and Hold“. Du sollst nicht bei jedem „runter“ sofort deine Aktien verkaufen und bei jedem „hoch“ sofort neue Aktien kaufen. Du sollst schon eine gewisse Ruhe und Sicherheit mitbringen. Das will ich gar nicht infrage stelle.

Die „Buy and Hold“ Strategie verursacht Arbeit!

Die Arbeit hast du vor, sowie nach dem Kauf. Und dabei ist es egal, ob du mit dem Buy and Hold Ansatz eine Immobilie oder eine Aktie gekauft hast.

Zum Ersten musst du eine Aktie finden, von deren Stabilität und Aussichten du überzeugt bist. Das Unternehmen musst du bewerten und dir sicher sein, dass du bereit bist, eine langfristige Anlage einzugehen. Auch eine Immobilie wird nicht blind gekauft!

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Nach dem Kauf musst du das Unternehmen regelmäßig neu bewerten und die geschäftliche und strategische Entwicklung verfolgen. Du musst dies tun, um das Unternehmen im Auge zu behalten und um rechtzeitig reagieren zu können.

Du sollst kein Spekulant werden. Aber überlegte und begründete Verkäufe verbietet dir die Strategie nicht! Im Gegenteil und das wissen die wenigsten!

„Buy and Hold“ ist eine langfristig angelegte Investmentstrategie. Nur weil da „Langfristig“ drin steht, darfst du dich aber nicht zurücklegen. Du musst Unternehmen verkaufen, wenn du gefährliche Entwicklungen erkennst.

Es gibt in der Börsengeschichte unzählige Fälle von Aktiencrashs, die sich nie wieder davon erholt haben. Da hilft dann auch das „Hold“ nicht mehr weiter. Spätestens, wenn die Aktie vom Markt genommen wird.

Die Strategie empfiehlt Kurseinbrüche „auszusitzen“. Dagegen ist auch nichts zu sagen. Aber das Aussitzen kann mental ziemlich schwierig werden und ist keine Garantie für steigende Kurse. Daher solltest du dich regelmäßig mit dem Unternehmen beschäftigten, sodass du dir bei Kurseinbrüchen auch wirklich sicher sein kannst, dass das Unternehmen auf stabilen Beinen steht und eine gute Prognose hat.

Diversifikation bei Buy & Hold

Achte auch hier – wie immer – auf eine gute Diversifikation (Streuung). Suche dir für das langfristige Halten gute und solide Aktien raus, die sich bereits seit vielen Jahren bewährt haben und trotzdem noch gute Prognosen haben. Verzichte für das Buy & Hold auf junge Unternehmen oder auf Hype-Themen wie z.B. Wasserstoff.
Wer in einen Hype Investieren möchte, kann das natürlich gerne tun, allerdings ist die Buy & Hold Strategie dafür nicht vorgesehen.

Mein Fazit zu Buy and Hold

Die „Buy and Hold“ Strategie ist eine gute und sehr empfehlenswerte Strategie. Das möchte ich gar nicht infrage stellen. Auch ich nutze die Strategie für meinen Aktienkauf. Für das Handelsblatt hat die Strategie bereits ausgedient (Quelle) und für das Wallstreet-Online Magazin funktioniert Buy & Hold nur in der Theorie (Quelle). Du siehst, ich bin nicht der einzige Aktionär, der Buy & Hold kritisch sieht.

Aber leider wird diese Strategie von vielen Anlegern viel zu passiv gefahren und oft zu einem „Buy and Forget“. Zudem denken viele Anleger, diese Strategie sei einfach. Das ist sie nicht! Da der Aktienmarkt und die einzelnen Positionen immer im Blick gehalten werden müssen.

Möchtest du auf dem Aktienmarkt investieren und dies unbedingt passiver tun, dann empfehlen sich oft ETFs.

Hier setzt du auf große Indizes, die ganze Länder/Kontinente abbilden. Hier musst du keine einzelnen Unternehmen beobachten, sondern bist über den Verlauf der Indizes bereits informiert. Aber auch hier solltest du informiert bleiben. Ein großer Index macht weniger Arbeit, als ein einzelnes Unternehmen zu verfolgen und zu analysieren, trotzdem solltest du auch hier nicht auf „Buy and Forget“ setzen.

Wer mit einem ETF in die Hold & Buy Strategie starten möchte, der sollte sich folgende Indizes anschauen:

  • ACWI (quasi World-Index plus Schwellenländer)
  • World
  • USA / Nordamerika
  • Europa
  • Schwellenländer

Sollte deine Strategie auf „Buy and Hold“ setzen, bleibe AKTIV am Ball und bewerte deine Positionen regelmäßig. Solltest du lieber eine passivere Strategie bevorzugen, überlege dir auf ETFs zu setzen. Auch für die Dividendenstrategie gibt es sehr interessante Dividenden-ETFs.

Der Artikel hat dir gefallen – Weitere Einblicke in meine Börsen-Erfahrungen findest du hier!

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  • Meines Erachtens kann „Buy and Forget“ auch mit Einzelaktien funktionieren. Vorausgesetzt, man wählt die wenigen dafür geeigneten Aktien sehr sorgfältig aus und streut relativ breit (40 bis 50 Aktien, anfänglich gleichgewichtet, sind meines Erachtens ausreichend).
    Wenn dann ein paar wenige Unternehmen im Laufe der Dekaden tatsächlich die Grätsche machen, wird dies das Depot nicht ruinieren. Trotzdem ist es natürlich keine passive Anlagestrategie, da gebe ich Dir recht. Vor der Kaufentscheidung muss man sogar sehr aktiv werden. Danach liegt die Herausforderung eher im aktiven Nichtstun (auch fürs Nichtstun muss man sich entscheiden, denn der Drang, zu handeln, ist groß!). Wenn man extremes Buy and Hold betreibt, also tatsächlich niemals Aktien verkauft, würde ich das schon als einen passiven Investmentstil bezeichnen. Ganz im Gegensatz zum jahrzehntelangen Besparen von Aktien-ETFs, denn hier wird bei Indexveränderungen immer wieder umgeschichtet, also aktiv gehandelt. Dann ist zwar der ETF-Anleger passiv, nicht aber seine Anlagestrategie…

    Colibri

    • Hi Colibri,
      ob eine Buy and Forget Strategie zum Erfolg führt, würde ich bezweifeln. Selbst wenn du jetzt 50 stabile und gute Unternehmen selektierst und kaufst. Wer garantiert dir, das diese in 5,10 oder 15 Jahren immer noch erfolgreich sein werden? Gut, vielleicht hast du ein gutes Händchen bei der Auswahl. Aber was ist mit Aktien wie Deutsche Bank, RWE, Eon, Nokia, … auch stabile Firmen, selbst Marktführer kann es treffen.

      Von daher empfehle ich niemandem ein Buy and Forget zu fahren.

      • „Buy and Forget“ mit Einzelwerten ist aktuell eher kontraproduktiv weil die Lebensdauer und Indexzugehörigkeit beispielsweise von S&P 500 – Konzernen sinkt. Alle heutigen Internetgiganten sind nicht älter als 30 Jahre. Deshalb ist es besser einen marktbreiten Index über einen Indexfonds zu erwerben da hier der Indexanbieter ältere Verlierunternehmen aussortiert zugunsten hoffnungsvoller wachsender Unternehmen.

  • Tim Schäfer (einer meiner Lieblingsfinanzblogs) berichtet/e regelmäßig über Leute, die ihre Investments vergessen haben, und dass es das Beste war, was ihnen passieren konnte 😀 Es sei wichtig, dass man die Unternehmen sorgfältig aussucht, lange beobachtet, etc. bevor man einsteigt. Von Trendthemen solle man sich lieber fernhalten , solche Unternehmen müss(t)en sich erst mal 30,40,50 Jahre behaupten können. Garantieren kann natürlich niemand jemals irgendwas – wie kommst du darauf?
    (Bei sehr langem Zeithorizont sinkt nur die Wahrscheinlichkeit signifikant, Verluste einzufahren. D.h. ob man die Aktie, die man im Depot hat, 10 Jahre lang regelmäßig beobachtet oder vergisst, spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist, sie diese Zeit nicht anzurühren. Ich glaube, mit ständigem, hitzigen Beobachten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man aktiv handelt und die Aktie kürzer hält als empfohlen.)

    VG

    • Hallo Alina,
      ich habe durch Facebook Gruppen, Foren oder auch meinen Kontakt mit Lesern, den Eindruck gewonnen, dass viele Aktionäre sich mit der Buy and Hold Strategie zu sicher sind. „Ich muss die Aktie nur lange genug liegen lassen, dann steigt sie wieder“.
      Diese Annahme ist, meiner Meinung nach, falsch. Natürlich kann die Aktien irgendwann wieder steigen. Aber erreiche ich meinen Einstiegskurs wieder? Glaubst du Nokia kommt wieder auf 30 Euro oder Blackberry wieder auf 200? Das waren die Marktführer!
      E.ON, DAS Energieunternehmen. Wer hier Anfang 2008 für 140 Euro eingestiegen ist, sitzt jetzt bei 9 Euro.
      Solche Beispiele zu finden ist super einfach, da es davon mehr als genug gibt.
      Meiner Meinung nach, sind zu viele Aktionäre viel zu selbstsicher. Die Zeit kann viel retten, keine Frage. Aber die Zeit vollbringt keine Wunder.

      Ich will die Buy and Hold Strategie nicht schlecht machen. Im Gegenteil. Ich finde die Strategie gut und richtig! Man darf sie aber nicht zu einer Buy and Forget Strategie umwandeln! Das kann gut gehen, muss aber nicht!

      Schöne Grüße
      Sebastian

      • Also, nach bisherigen Studien und Statistiken ist Buy & Hold anscheinend tatsächlich sehr sicher. Ich meine, die Verlustwahrscheinlichkeit bei einem Anlagehorizont von 10 Jahren+ liege bei nur 6% (ich habe die Auswertung bei Tim Schäfer gesehen.) Die von dir genannten Firmen waren Trendthemen, also Nokia, Blackberry und jetzt aktuell auch Facebook. Es gibt auch bei soliden Firmen einige schwarze Schafe, aber ich glaube, diese sind klar in der Minderheit. Garantien gibt es nicht, selbstverständlich.

        Wenn du eine Aktie 10 Jahre + nicht anrührst und nichts mit ihr machst, macht es keinen Unterschied, ob du sie in der Zeit vergessen hast (Buy & Forget) oder ob du sie regelmäßig kontrollierst.

        VG

        • Das Problem am Aktienmarkt ist daß die Anzahl der Verliereraktien auf lange Sicht weit überwiegt. In den USA erzielen nur 4% aller Aktien auf lange Sicht eine höhere Rendite als der Tagesgeldzins, international ist das Verhältnis noch schlechter. Je nach Aktienmarkt beträgt die Quote 1 zu 25 bis 1 zu 100. Siehe dazu verschiedene Studien von Prof. Henrik Bessembinder. Unter den Verliereraktien sind dann auch solche mit zunächst kometenhaftem Anstieg welche trotzdem in der Insolvenz enden wie beispielsweise EM.TV oder Solarworld wo es durchaus lohnenswert ist in der Zeit des extremen Kursanstiegs investiert zu sein.

    • Leider werden immer nur extreme Erfolgsgeschichten mit vergessenen Aktien veröffentlicht wie jene von Grace Groner und nicht über Depots berichtet die sich nach Jahrzehnten trotzdem nicht rentiert haben. Solche sollten sich angesichts der Renditeverteilung am Aktienmarkt in der Mehrheit befinden – siehe die Studien von Professor Hendrik Bessembinder. Indexfonds wurden vor 50 Jahren zuerst für Pensionskassen eingeführt weil schon damals unter Fachleuten bekannt war daß es Experten überwiegend nicht gelingt die Rendite von marktbreiten Indizes zu übertreffen, insbesonders nicht nach Kosten. Natürlich wird es statistisch immer einzelne Extrembeispiele geben wie eben auch Lottogwinner die den Jackpot knacken oder Spieler die die Spielbank sprengen. Nur taugen solche Ausnahmebeispiele nicht als Grundlage zur Vermögensbildung für die Allgemeinheit.

  • Da hast du natürlich Recht, dass Buy and Hold eine aktive Anlagestrategie ist. Buy and Forget kann funktionieren, kann aber auch in die Hose gehen. Darum würde ich auch eine Aktie regelmässig in grösseren Abständen wieder neu bewerten.

    Gruss Fabian

  • Hallo Sebastian,

    interessanter Artikel! Ich persönlich betreibe auch buy and hold. Sowohl mit ETFs als auch mit einigen Dividendentiteln. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand, der sich mit dem Thema „Investieren“ auseinandersetzt und dann investiert, wirklich seine Anlagen vergisst. Aber solche Menschen scheint es wirklich zu geben. Wie du sagst empfiehlt sich da ein ETF.

    Großartige Analysen des Unternehmens beim Kauf von Einzeltiteln durchzuführen halte ich aber nicht für nötig. Ich gehe eher so vor, dass ich zahlreiche „Dividenden-Blogs“ lese und schaue, was diese aktuell kaufen und wenn sich in den Blogs ein Titel öfters überschneidet und mir das Unternehmen selbst etwas sagt und ich es für zukunftsträchtig halte, dann kauf ich einfach. Also fast „blind“.. Die Vorgehensweise habe ich hier beschrieben: https://www.zinskraft.de/2017/02/26/wieso-ich-aktien-fast-blind-kaufe/

    Viele Grüße
    Martin

  • Moin,
    also dieses wirklich „passive“ gibt es meiner Meinung nach eh nicht.
    Buy and hold finde ich grundsätzlich gut. Aber eine Aktie vergessen würde ich nun nicht unbedingt 🙂
    Dann doch eher die vorgeschlagene ETF-Strategie. Da werden die Pleitegeier automatisch ausgetauscht. Das ist wenigstens aus Anlegersicht passiv 😛

    Wenn das Depot an Einzelaktien groß genug ist kann man auch wirklich mal einen Wert verkraften, der den Bach runter geht. Auf Krampf hoffen, dass die Aktie wieder steigt ist in manchen Fällen sicher auch von wenig Erfolg gekrönt. Wenn eine Aktie sich aber wirklich schon lange am Markt behauptet hat und über all die Jahre relativ stabil war ist doch Chance schon recht hoch, dass die nicht auf einmal völlig einbricht und nicht wieder kommt. Nokia und Blackberry waren ja nun nicht unbedingt über Dekaden Weltklasse. EON schon etwas länger. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Bei mir macht es wie immer der Mix. Einzelaktien aber auch ETFs. Vergessen werde ich aber hoffentlich keine Position.

    Gruß
    Vincent

    • Hi Vincent,

      ja, Nokia und Blackberry waren nicht über Dekaden Weltklasse, das stimmt. Es sollte auch nur als Beispiel dienen.
      Natürlich glaube auch ich nicht, dass Johnson & Johnson, Coca Cola, Nestle oder Roche in 10 Jahren in die Binsen gehen.
      Und ja, je mehr solide Aktientitel ich im Depot habe, umso entspannter und passiver kann ich sein.
      Nichtsdestotrotz (geiles Wort 🙂 ) halte ich die Strategie nicht für Passiv.
      Und schöne Zusammenfassung: „Der Mix macht’s!“

      Schöne Grüße
      Sebastian

  • Hi Sebastian,

    also ich habe in den letzten 9 Jahren die Erfahrung gemacht, dass ständiges Beobachten vieler Einzelwerte zu Handlungen verleitet, die der Performance schaden. Die entgangenen Gewinne verkaufter Positionen, die munter weiter gestiegen sind, waren regelmäßig größer als die vermiedenden Verluste verkaufter Positionen, die tatsächlich weiter gefallen sind und sich nicht wieder erholt haben (bei denen sich die Verkaufsentscheidung also als richtig erwiesen hat).
    Bei den „richtigen“ Verkäufen handelte es sich meistens um Unternehmen, die ich mir vor dem Kauf nur zu oberflächlich angesehen und/oder deren Risiken ich unterschätzt habe. Auf die Frage: „Würdest Du Dich an diesem Unternehmen beteiligen, wenn Du wüsstest, dass Du die Aktien zwei Dekaden lang nicht mehr verkaufen kannst?“ wäre die Antwort mit Sicherheit „Nein!“ gewesen.

    Am besten haben sich stets die Depots entwickelt, die ich jahrelang nicht angerührt habe. Und das, obwohl sogar einige wenige Totalverluste zu verkraften waren. Sogar Erich Sixt hat mal in einem Interview auf die Frage, welches seiner Investments (abgesehen von seinem eigenen Unternehmen) sich am besten entwickelt habe, geantwortet: ein Aktiendepot mit europäischen Standardwerten aus den 1990er Jahren, das er 20 Jahre lang vergessen habe.

    Deshalb stimme ich Alina zu, dass es im Wesentlichen darauf ankommt, die Papiere über Dekaden nicht anzufassen. Dann kann die Buy-and-Forget-Strategie unter Umständen sehr gut funktionieren.

    Voraussetzung dafür, dass das klappen kann, ist meines Erachtens jedoch Folgendes:

    – breite Streuung (mindestens 40 – 50 möglichst global aufgestellte Unternehmen mit funktionierenden Geschäftsmodellen)
    – Konzentration auf nicht überteuerte Qualitätsunternehmen
    – mit ausreichender Historie (mindestens 10 Jahre),
    – mit starken Wettbewerbsvorteilen,
    – solider Bilanz
    – positiven Wachstumsaussichten
    – gutem Management

    Der Löwenanteil aller börsennotierten Unternehmen ist für die Buy-and-Forget-Strategie schlicht nicht geeignet. Es kommt sehr auf die Wertpapierselektion an.

    Natürlich wäre es vermessen zu behaupten, man könnte um Aktien wie Nokia, E.ON, Blackberry, Deutsche Bank etc. immer einen sicheren Bogen machen. Niemand kennt die Zukunft.
    Dennoch fällt auf, dass die Geschäftsmodelle dieser Verlierer-Unternehmen der letzten Jahre zu keiner Zeit einen besonders starken Burggraben hatten. Für ein Buy-And-Forget-Depot waren (und sind) sie deshalb wenig geeignet.

    Ich gebe Dir aber uneingeschränkt recht, das Risiko der Buy-and-Forget Strategie liegt in der (auch meiner) Neigung zur Selbstüberschätzung. Und das nicht nur hinsichtlich der eigenen Stockpicking-Fähigkeiten, sondern vor allem in Bezug auf die Kunst, auch schlimmste Börseneinbrüche auszuhalten, ohne in Panik zu geraten und dann doch zu Tiefstkursen zu verkaufen. Ich hoffe, ich werde stark genug sein, dies nicht zu tun.

    VG

    Colibri

  • Moin Sebastian,

    ich sehe Buy & Hold eher als Intention. Ähnlich wie bei einer Ehe. Wenn man heiratet denkt man nicht an die Scheidung, sie kann allerdings trotzdem eintreten. Nämlich dann, wenn es nicht mehr passt.

    Ich würde mich persönlich als passiver Buy&Hold Anleger bezeichnen, da ich mit dem Weltindex in die Finanzehe getreten bin, mit der Intention mich nicht mehr zu trennen.

    Bisher waren es glückliche Jahre, mit den üblichen Hochs und Tiefs. 😉

    Gruß
    Andree

  • Bei dem Handelsblatt Artikel sollte man bedenken, dass die Aussage von einem Fondsmanager stammt (Interessenkonflikt).
    Außerdem kann ich die pauschale Aussage keineswegs unterschreiben, dass „Buy and Hold nicht mehr funktioniert“. Eine Buy&Hold Strategie in einen kostengünstigen S&P500 hätte in den letzten 200 Jahren eine Rendite von um die 6-8 % nach Inflation eingebracht. (Wobei man fairerweise sagen muss, dass ETF Investments leider noch nicht so lange möglich sind und erst seit noch kürzerer Zeit der breiten Masse einfach zugänglich sind). Ein Investment in den MSCI World hätte in den letzten Jahrzehnten eine ähnlich gute Rendite erwirtschaftet.

    • Moin Jan,

      für einen Finanzblogger und jemandem, der sich regelmäßig und intensiv mit dem Investment auseinandersetzt ist die Buy and Hold Strategie sicherlich eine gute Strategie.
      Aber mich erreichen teilweise Mails von Anlegern, wo ich nach Aktien gefragt werden, die ich noch nie vorher gehört habe. Buy and Hold funktioniert nicht mit jeder kleinen Nischenaktie. Nicht jedes Unternehmen aus dem Handel ist gleich eine Procter & Gamble 😉

      Schöne Grüße
      Sebastian

  • Kaufen und Halten ist bei Weitem nicht die sichere Sache, zu der es immer gemacht wird.

    Es funktioniert in Haussen.

    Es funktioniert, wenn man bröckchenweise investiert und dabei das Auf und Ab mitnimmt.

    Es funktioniert in leichten Baissen, wenn die Rückgänge schnell wieder wenden.

    Es kann funktionieren, wenn man 20 Jahre auf die Erholung einer Aktie warten kann, nachdem sie um die Hälfte gefallen ist.

    Andernfalls ist es riskant.

    Es ist riskant, wenn man Aktien hält, die man zu überzogenen Preisen gekauft hat.

    Es ist extrem riskant, wenn die Altersversorgung von einem positiven Ergebnis abhängt und wenn man vorhat, in spätestens zehn Jahren mit dem Golfspielen anzufangen.

    John Rothschild

  • Zu Deinem Unterpunkt „Irrglauben Nr. 2“ – Reederei Aktien:

    Vielleicht kennst Du die drei großen japanischen Reedereien Nippon Yusen (NYK-Line / 97 Schiffe), Mitsui O.S.K. Lines (69 Schiffe) sowie Kawasaki Kisen Kaisha (K-Lines / 337 Schiffe). Infolge der stark ansteigenden Seehandelsaktivität nach den Lockdowns wegen der Coronakrise konnten diese für 2021 (abweichendes Wirtschaftsjahr zum 31.03. in Japan) Traumgewinne einfahren und haben aktuell nach vielen ertragsarmen bzw. Verlustjahren nach einer Vervier- bis Versechsfachung seit dem Tiefpunkt im Coronacrash Mitte März 2020 trotzdem nur KGV´s im niederen einstelligen Bereich (K-Lines beispielsweise von 2) was eben auch heißt daß der Markt nicht daran glaubt daß dieses Gewinnniveau dauerhaft ist. Ein einfaches und kapitalintensives Geschäft was sich nach Jahren des Niedergangs in der Branche infolge Überangebot an Schiffen noch aus dem Boom vor der Finanz- und Wirtschaftskrise nun kurzfristig enorm lohnt. Ich beobachte diese Aktien schon seit vielen Jahren aber an einen solchen kometenhaften Aufstieg habe selbst ich nicht mehr geglaubt. Was auf der anderen Seite zeigt wie irrational und extrem Börse sein kann – in beide Richtungen.

    Für 2021 stammt ein Großteil des Ertrags bei allen diesen Unternehmen aus außerordentlichen Erträgen ähnlich den zinssenkungsbedingten Zuschreibungen auf Immobilien bei Immobiliengesellschaften. Im Grunde existiert jedes Jahr eine enorme Diskrepanz zwischen dem operativen Ergebnis – also dem was im normalen Geschäft verdient wird – und dem Ergebnis vor Steuern. Vielleicht hängt das an der momentan hohen Frachtkostenrate, siehe den Baltic Dry Index. Wahrscheinlich wurden in der Vergangheit Schiffe außerordentlich abgeschrieben da deren Ertragspotential bei sinkenden Frachtraten gleichfalls gesunken ist. Aktuell bei steigenden Frachtraten ist glücklich eine Zuschreibung möglich da man mit demselben Schiff nun wieder mehr verdienen kann. Zudem sind die Gebrauchtpreise von Schiffen seit 2020 stark angestiegen.

    Allerdings wäre diese Sonderkonjunktur ohne die Coronakrise zuvor nicht möglich gewesen. Die Aktie der weltgrößten Reederei Moeller Maersk (717 Schiffe) hat sich derweil „nur“ verdoppelt.

  • Ich stimme Dir zu, „Buy and Hold and Forget“ ist sicherlich nicht empfehlenswert. „Buy and Hold“ im Rahmen eines diversifizierten Portfolios mit regelmäßiger Überprüfung der einzelnen Positionen ist langfristig allerdings der richtige Ansatz für nachhaltigen Erfolg an der Börse. Ich sehe oft Anleger die glauben den Markt richtig timen zu können und das geht in den wenigsten Fällen dauerhaft gut. Da ist dann eher das Motto „Hin und her macht Taschen leer“. 🙂

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